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Moritz Bauer ist mit 28 Jahren Chef der Distelhäuser Brauerei

Er setzt die Familientradition in siebter Generation fort

Als er noch zur Schule ging, nannte er Schreiner oder Zimmermann als seinen Traumberuf. Heute, mit 28 Jahren, sagt Moritz Bauer: „Ich spüre die große Verantwortung, und begegne dieser Aufgabe, die Distelhäuser Brauerei führen zu dürfen, mit Demut. Aber es ist für mich auch eine Art Berufung.“ Seit er 21 Jahre alt war, zeichnete sich ab, dass er die Nachfolge seines 2008 verstorbenen Vaters Stefan Bauer als Brauereichef übernehmen würde. Nun führt er seit Mai als neuer Geschäftsführender Gesellschafter den Familienbetrieb in siebter Generation.

Dass sich die Söhne der Familie Bauer früh der Verantwortung stellen, hat Tradition. Ernst Bauer übernahm im Jahr 1954 mit 24 Jahren die Leitung des Distelhäuser Brauerei; Stefan Bauer war erst 22 Jahre alt, als er nach dem plötzlichen Tod des Vaters an die Spitze des Familienbetriebs rückte. Nun ist Moritz Bauer mit 28 Jahren einer der jüngsten Brauereichefs bundesweit und trägt die Verantwortung für 118 Mitarbeitende.

Moritz Bauer ist bodenständig, Chefgehabe ist ihm fremd und er pflegt eher das Understatement. Deshalb sei es für ihn „schon ergreifend“ gewesen, im März ins Arbeitszimmer seines Vaters, das 15 Jahre lang unverändert geblieben war, einzuziehen. Getäfeltes Holz an den Wänden, ein Hirschgeweih, der Schreibtisch aus massivem Holz, die Besprechungsecke im Stil einer Gastwirtschaft und alte Bilder an der Wand - Relikte aus einer früheren Zeit. „Es war alles etwas verstaubt, die persönlichen Dinge meines Vaters lagen unberührt in der Schublade. Das war ein starker emotionaler Moment“.

Getäfeltes Holz und ein Hirschgeweih

Er entschloss sich bewusst, vorerst alles unverändert zu lassen. Den ledernen Schreibtischstuhl ließ er reparieren, als die Gasfeder zickte. Wenige Aktenordner wanderten ins häusliche Archiv, der Lieblingskugelschreiber seines Vaters und sein Stofftaschentuch behielten ihren Platz in der Schublade. „Das Wissen, dass mein Vater hier gesessen hat, gibt mir Kraft. Es schafft etwas Einmaliges“, sagt Moritz Bauer. Und wenn er Inspiration suche, dann blättere er in den alten Aktenordnen.

Es sei nicht leicht, einer so starken Unternehmerpersönlichkeit wie Stefan Bauer nachzufolgen. Als sein Vater im September 2008 nach schwerer Krankheit im Alter von gerade 45 Jahren starb, war Moritz Bauer erst 13 Jahre alt. „Wir konnten uns nie über die Abläufe und das Geschehen in der Brauerei austauschen. Vieles kenne ich aus Erzählungen, ehemaliger Weggefährten, von langjährigen Mitarbeitern oder aus dem, was mein Vater niedergeschrieben hat“, erklärt er. Das nehme er auf und interpretiere es auf seine Weise.

Sucht er Rat, findet er ihn bei seiner Mutter Sabine Bauer, die ihren Mann seit 1986 im Unternehmen unterstützt hat und bis heute das prägende Gesicht der Distelhäuser Brauerei geblieben ist. Die 62-jährige Seniorchefin hat ihren jüngsten Sohn nie dazu gedrängt, die Nachfolge anzutreten. Nun ist sie sehr glücklich über dessen Entscheidung und darüber, dass das Unternehmen wieder von einem Familienmitglied geführt wird.  

15 Jahre lang lagen wurde die Brauerei von zwei Geschäftsführern, dem Königsheimer Steuer- und Finanzexperten Dr. Klaus Faulhaber als Interessensvertreter der Familie sowie dem seit Generationen bestehenden Beirat geführt.

In Dr. Faulhaber fand der junge Brauereichef „einen Ersatzvater“, er habe ihm immer als Mentor zur Seite gestanden und ihn vertrauensvoll und behutsam in die sich immer mehr abzeichnende neue Aufgabe eingeführt. Dafür sei er Dr. Faulhaber sehr dankbar, betont Moritz Bauer. Nun hat Dr. Faulhaber das Zepter an Moritz Bauer übergeben, berät ihn aber weiterhin.  

Auch der Beirat nimmt eine beratende Funktion im Unternehmen ein. Braumeister Roland Andre (2007 bis 2023) und zuletzt Christoph Ebers (seit 2017) übernahmen nach dem Tod Stefan Bauers die Geschäftsführung. Im Mai ist Andre, der die Brauerei in 23 Jahren zu internationaler Anerkennung und zahlreichen Auszeichnungen ihrer Biere führte, in den Ruhestand gegangen. Christoph Ebers steht dem neuen Chef weiter im kaufmännischen Bereich, bei Marketing und Vertrieb zur Seite.

Die Verbindungen zwischen der Familie Bauer und den Mitarbeitenden sind eng. Moritz Bauer kennt viele aus der Distelhäuser Brauerei privat, jetzt ist er der Chef. „Natürlich wird jetzt beobachtet, wie ich mich positioniere, was ich sage und tue. Aber da ich meiner eigenen Linie treu bleibe und ehrlich bin, komme ich gut durch den Tag“, sagt er. Mit vielen ist er per Du und bleibt es auch.

Um jeden Mitarbeitenden auch persönlich zu kennen und in die die Abläufe und Prozesse tiefer einzusteigen, durchlief der neue Geschäftsführer zunächst als Praktikant alle technischen Abteilungen des Unternehmens, vom Gärkeller bis zur Füllerei.

Vom Praktikanten zum Geschäftsführer

Das Brauwesen hat er von der Pike auf gelernt. Nach dem Abitur an einem Internat im Raum Heidelberg ging er für eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer ins Allgäu und ließ sich im Anschluss als Braumeister in München weiterbilden. Es folgte der Abschluss als zweifacher Betriebsfachwirt, dazu kamen Praktika in Brauereien im Schwarzwald, in Salzburg und in Essen und die Zeit als Sales-Trainee bei einer großen Münchner Brauerei.

Nun ist er „zurück in der Heimat“ und damit sehr glücklich, wie er verrät. Moritz Bauer hat nie den Kontakt zu den Freunden aus der Schulzeit abreißen lassen, er engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Distelhausen und im örtlichen Sportverein. „Das erdet“, sagt er. Bald will er wieder mit dem Fußballspielen anfangen, beim SV Distelhausen. Wie schon sein Großvater.

Soweit es seine Zeit zulässt. 82 Prozent der Gesellschaftsanteile liegen bei ihm. Die Brauerei aus dem Taubertal, 1811 gegründet, liegt bereits seit dem Jahr 1876 im Eigentum der Familie Bauer – nun ist mit Moritz Bauer die siebte Generation am Zug.

Ein Leitsatz des Unternehmens lautet: „Unsere Distelhäuser Brauerei bleibt im Familieneigentum – frei und unabhängig“. Was über Generationen aufgebaut wurde, darf nicht in die Hände eines großen Brauereikonzerns fallen und damit seine Eigenart verlieren. Daran hält auch der neue Brauereichef eisern fest – wie auch an den anderen Werten, denen sich die Distelhäuser Brauerei seit langem verpflichtet fühlt. Insoweit sei er gern konservativ, sagt der neue Geschäftsführer.

Die Brauerei bleibt unabhängig

Sein Vater Stefan Bauer sowie sein Großvater hatten früh auf den Schutz der Natur gesetzt und sichergestellt, dass die betrieblichen Prozesse die Umwelt möglichst wenig belasten. Er glaubte fest an den Erfolg der regionalen Autonomie und setzte auf die Eigenständigkeit und Qualität von Erzeugnissen sowie handwerklichen Leistungen aus der unmittelbaren Umgebung der Distelhäuser Brauerei und förderte diese nach Kräften.

An dieses Vermächtnis knüpft Moritz Bauer an. „Regionale Rohstoffe, höchste Qualität unserer Biere, eine heimatliche Verbundenheit und das Bewusstsein für den Moment sind für uns wichtiger denn je, um unsere Familienbrauerei erfolgreich in die Zukunft zu führen“, betont er geschäftsführende Gesellschafter. Aber er zeigt sich auch offen für Innovationen – frei nach dem Slogan „immer eine frische Idee“ – ein innerer Anspruch, dem es gelte, jeden Tag gerecht zu werden.

Um der Brauerei auch in der Zukunft eine gesunde wirtschaftliche Basis als Voraussetzung für die Unabhängigkeit zu sichern, setzte er gemeinsam mit Geschäftsführer Christoph Ebers einen Strategieprozess in Gang.

„Es ist keine Revolution, eher eine Evolution“

„Dabei ging es mir darum, die DNA von Distelhäuser freizulegen und herauszuarbeiten, wofür wir stehen und was unsere Attraktivität nach außen ausmacht“, erklärt er. Ein 15-köpfiges Team – von der Auszubildenden bis zum Leiter des Controlling – setzte sich mehrere Monate lang mit der Marke „Distelhäuser“ und verschiedenen Themenkomplexen auseinander. Parallel dazu wurden Mitarbeitende, Kunden und Partner befragt. Die Ergebnisse mündeten in einem Zukunftsplan, der die traditionellen Werte mit frischen Ideen verknüpft.

„Es ist keine Revolution, eher eine Evolution“, sagt Bauer. Was unterscheidet uns von anderen erfolgreichen Familienbrauereien, habe die entscheidende Frage gelautet und er hat auch die Antwort gefunden: „Wir sind die Innovationstreiber, ohne dabei unsere Herkunft zu vergessen. Und wir stehen auch in der Zukunft zur Tradition und zu unseren Werten.“,

Wichtige Säulen des Fundaments sind danach auch in Zukunft das Heimatprinzip und das Bierbrauen mit Zutaten aus der Region für die Region, die gelebte Nähe zum Kunden und die Pflege langjähriger Partnerschaften mit regionalen Dienstleistern. Last not least sei es die Leidenschaft für das Brauen exzellenter Biere, die die Attraktivität der Distelhäuser ausmache. Moritz Bauer ist dankbar für das Fundament, das die Generationen vor ihm aufgebaut haben und betont: „Wir denken auch weiterhin in Generationen, nicht in Quartalszahlen und wir setzen auf Qualität statt auf Quantität.“ Die Branche stehe in einem Umbruch, es stünden massive Veränderungen bevor, die man aber als Chance begreifen müsse. Und dafür sei die Distelhäuser Brauerei gut gerüstet.